China sorgt mit seinen neuen KI-Modellen DeepSeek R1 und R1-Zero für Aufsehen. Die beiden Sprachmodelle des Unternehmens DeepSeek beeindrucken mit Spitzenwerten in Benchmarks und einer freien Lizenz, die ihre Nutzung auch für kommerzielle Zwecke ermöglicht. Besonders auffällig: Die Modelle sind nicht nur leistungsstark, sondern auch extrem kostengünstig. Sie unterbieten OpenAIs o1-Modell preislich um ganze 95 Prozent – doch das wirft auch Fragen auf.
DeepSeek R1 verwendet eine Technik namens „simuliertes Denken“ („simulated reasoning“), die menschliche Gedankengänge bei der Problemlösung nachahmt. Dieser Ansatz benötigt zwar mehr Zeit als klassische Methoden, liefert aber bei komplexen Aufgaben wie Mathematik und Naturwissenschaften oft deutlich bessere Ergebnisse. Laut DeepSeek erzielen die Modelle in Benchmarks wie Math-500 und Aime 2024 Topwerte und setzen sich sogar knapp vor OpenAIs o1. Besonders beeindruckend: Auch bei Programmieraufgaben und allgemeinen Wissensfragen schneiden sie hervorragend ab.
Doch während die technischen Fortschritte beeindruckend sind, gibt es auch Grund zur Vorsicht. Viele Unternehmen nutzen KI-Tools mittlerweile nicht nur für kreative Prozesse, sondern auch für interne Kommunikation und Geschäftsdaten. Beispielsweise werden Chat-Tools verwendet, um Mails zu schreiben oder Datenanalysen durchzuführen – ohne immer zu hinterfragen, was mit den eingegebenen Daten passiert. Hier liegt ein großes Sicherheitsrisiko, vor allem bei Systemen wie DeepSeek, das aus China stammt. Könnten diese Daten in falsche Hände geraten oder für staatliche Zwecke genutzt werden?
China hat in der Vergangenheit gezeigt, wie effektiv es digitale Technologien zur Kontrolle einsetzen kann. Mit DeepSeek könnte nun ein weiteres Werkzeug im sogenannten Cyberkrieg entstehen. Experten warnen, dass KI-Tools aus nicht-transparenten Quellen genutzt werden könnten, um sensible Daten auszulesen oder politische Interessen durchzusetzen. Besonders in der Cloudversion von DeepSeek sind solche Sorgen nicht unbegründet, da sie den chinesischen Regularien unterliegt und Inhalte zensiert oder manipuliert werden könnten.
Hinzu kommt, dass für viele Nutzer KI-Chat-Tools wie ChatGPT inzwischen die klassische Google-Suche ersetzt haben. Das Wissen, das diese Systeme bereitstellen, kann jedoch gezielt gesteuert werden – und damit auch die Meinungsbildung der Bevölkerung beeinflussen. Wer die Kontrolle über diese Plattformen hat, besitzt ein mächtiges Werkzeug, um gesellschaftliche Strömungen zu lenken.
Für Unternehmen, die auf solche Tools setzen, ist Vorsicht geboten. Es gibt zwar Möglichkeiten, die Filter von DeepSeek durch lokal gehostete Instanzen zu umgehen, aber wie sicher ist das wirklich? Gerade im internationalen Wettbewerb könnten solche Systeme eine potenzielle Bedrohung darstellen – sei es durch ungewollten Datenabfluss oder gezielte Manipulation.
Die Entwicklung von DeepSeek zeigt jedoch auch, wie schnell China aufholt. Laut Experten wie Dean Ball von der George Mason University könnten die leistungsstarken und leicht zugänglichen Modelle von DeepSeek dazu beitragen, KI-Anwendungen breiter zu streuen. Doch dieser Fortschritt kommt nicht ohne Risiken. Vielleicht sind wir gerade Zeugen des ersten Schritts in einem neuen digitalen Wettrüsten.